Chris (USA) und Wolfgang (Schweiz) Jani

Mutter sein kann ich nur einmal!

Wir bekommen keine zweite Chance, unsere Kinder zu erziehen. Wenn sie aus dem Haus gehen, bleibt in den meisten Fällen noch eine Menge Zeit, die wir mit Arbeit und Dienst füllen können. Diese Überlegungen haben mir geholfen, mich in dieser Lebensphase darauf zu konzentrieren Mutter zu sein. Es gibt für mich keinen wichtigeren Job.

Viele Menschen in meinem Umfeld scheinen der Aufgabe »Kinder zu erziehen« eine untergeordnete Priorität zu geben. Für mich ist Elternschaft eine hohe Berufung und der wichtigste Dienst, in dem ich mich derzeit engagieren kann. Was bringt es, wenn ich mich in alle möglichen beeindruckenden Projekte investiere und dabei die prägenden Jahre im Leben meiner Kinder verpasse? Es fällt mir schwer »Nein« zu sagen, wenn ich gebeten werde, hier und da zu helfen. Die Kinder müssen es ausbaden, wenn ich »im Dienst« allzu beschäftigt bin. Die Zeit, in der ich die Gelegenheit habe sie zu prägen, rauscht vorbei.

Eltern sein kostet Zeit und Kraft. Ich betrachte diese Kosten als eine Investition in die Zukunft, die eine hohe Dividende abwerfen wird. Der Ertrag gehört meinen Kindern, meinen
Enkeln, ihren Kindern und den folgenden Generationen. Der Ertrag, den ich zu ernten hoffe, sind gute Beziehungen für den Rest unseres Lebens, die Freude, zu sehen wie meine Kinder Gott lieben, und dass sie sich zu gesunden, glücklichen Persönlichkeiten entwickeln, die mit ihrem Leben die Gesellschaft bereichern.

Manche Leute fürchten, ihren Arbeitsplatz, bzw. ihre berufliche Karriere aufs Spiel zu setzen und wollen sich deshalb nicht zwischen Elternschaft und Job entscheiden. Ich verstehe, dass Alleinerziehende nicht die Möglichkeit haben, zuhause bei ihren Kindern zu sein, auch wenn sie es sich sehr wünschen, und dass manche ums Überleben kämpfen und keine Wahl haben. Wenn man die langfristigen Folgen bedenkt, wenn Kinder hauptsächlich außerhalb des Elternhauses betreut und erzogen werden, muss einem klar sein, dass sie dafür einen hohen Preis bezahlen. Ich wünschte, jedes Kind könnte bekommen, was heutzutage zu einem Privileg geworden ist: Eltern, die es den Großteil der Zeit versorgen, besonders während der frühen Kindheit.

Was bedeutet es für ein Kind, wenn es nicht von seinen Eltern betreut wird? Es verbring den Großteil seiner ersten Jahre mit Menschen, die kein persönliches Interesse daran haben, dass ein stabiles Fundament in sein Leben gelegt wird und die es meist nicht selbstlos lieben. Oft müssen sie sich um so viele Kinder kümmern, dass ein einzelnes leicht übersehen wird. Es gibt gute Lehrer und Betreuer, aber sie können nicht ersetzen, was eine liebende Mutter und ein liebender Vater dem Kind vermitteln können: Sicherheit, Annahme, Wert und die Zuversicht, dass eine verheißungsvolle Zukunft vor ihm liegt, in dem es einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann.

Wir leben in einem post-kommunistischen Land. Es ist erstaunlich, wie erfolgreich die Kommunisten das Denken der osteuropäischen Völker verändert haben. Ihre wichtigste Strategie war, die Verantwortung der Eltern für die Erziehung ihrer Kinder durch eine ganztägige Kinderbetreuung ab dem Kleinkindalter an den Staat zu übertragen. Auch wenn es Ausnahmen gab, war staatliche Kinderbetreuung die gängige Praxis, weil meist beide Elternteile arbeiten mussten. Die offizielle Weltanschauung prägte die Kinder von Anfang an – mit Erfolg. Wie leicht geben wir unsere Kinder in die Hände anderer Menschen und erlauben ihnen
das Denken unserer Kinder und ihr Wertesystem zu beeinflussen. In 5. Mose, Kapitel 6 wird dargelegt, dass für die Erziehung der Kinder ihre Eltern verantwortlich sind.

Die Bedürfnisse von Kleinkindern sind einfach zu erfüllen. »Einfach« bedeutet jedoch nicht »unbedeutend«. Wenn diese einfachen Bedürfnisse nicht befriedigt werden, kommt es zu tiefen seelischen Verwundungen, die oftmals einen langen und schwierigen Prozess der Heilung erfordern. Was brauchen kleine Kinder? Wir füllen ihren Liebestank, wenn wir Qualitätszeit mit ihnen verbringen. Wenn wir ihnen zuhören und sie verstehen, zeigen wir ihnen, dass sie geliebt sind. Wenn wir sie in den Arm nehmen und sie liebevoll ansehen, vermitteln wir Liebe und Wert. Sind wir nicht da, wenn sie uns brauchen, können wir das nicht später nachholen.
Wer kann einen Vater/eine Mutter ersetzen? Die Freude, die »ersten Dinge« (Lächeln, Worte, Schritte usw.) im Leben der Kinder zu sehen, kann durch nichts ersetzt werden. Natürlich hört Elternschaft nicht auf, wenn die Kinder größer werden. Sie wird auch nicht unbedeutender. Nach der Kleinkindphase wird es vielleicht etwas komplizierter. Ist ein gutes Fundament gelegt, wird es weniger Schwierigkeiten geben. Eins ist klar: Je mehr Zeit das Kind mit einer Person verbringt, desto mehr Einfluss wird diese Person auf sein Leben haben. Wem ermöglichen wir diesen entscheidenden Einfluss?

Maria, die Mutter Jesu, war hauptsächlich Mutter. Sie hat ihre Rolle nicht verachtet, sondern darüber nachgedacht und sie in ihrem Herzen bewahrt. Dass sie die Mutter Jesu war, hat ihre Arbeit sicher nicht glanzvoller gemacht als die der Mütter heute. Auch sie musste Windeln wechseln und andere alltägliche Arbeiten verrichten. Wenn wir es mit Freude tun, kann es sogar Spaß machen. Maria, die Mutter Jesu, war hauptsächlich Mutter. Die Kinder beobachten uns, und unsere Haltung überträgt sich. Wie wir als Familie leben und wie wir miteinander umgehen, wird von vielen Menschen beobachtet. Wer weiß, welchen Einfluss wir dadurch haben? Unser ganzes Leben ist Dienst, nicht nur wenn wir über den sogenannten »Geistlichen Dienst« in Mission oder Gemeinde sprechen. Andere einzuladen ist eine weitere wunderbare Möglichkeit, das Leben von Menschen zu beeinflussen. Haben wir doch den Mut, unsere Prioritäten für die jeweilige Lebensphase neu zu überdenken!

Ich möchte nicht durch selbstsüchtige Wünsche oder unerfüllte Bedürfnisse motiviert sein, sondern will Gott erlauben, mich zu der Person zu machen, die er sich gedacht hat. Eine Auswirkung wird sein, dass ich auch meinen Kindern erlaube das zu entwickeln, was Gott in ihnen angelegt hat.

Mutter zu sein erfüllt mich mehr als alle anderen Dinge, die ich jemals vorher gemacht habe. Ich war 34 Jahre alt, als mein erstes Kind geboren wurde. Bis dahin hatte ich genügend Zeit und Gelegenheit, Interessantes zu tun und zu erleben. Es waren großartige Jahre, und es wird hoffentlich noch viele davon geben, wenn die Kinder aus dem Haus sein werden. Aber zurzeit möchte ich es nicht verpassen »Mutter« zu sein.

Chris (USA) und Wolfgang (Schweiz) Jani sind seit 1982 (Chris) und 1987 (Wolfgang) Mitarbeiter von Jugend mit einer Mission (JMEM). Chris hat einen Universitätsabschluss in Frühkindlicher Erziehung. Zusammen mit ihren drei Kindern Benjamin, Rachel und Katie leben und arbeiten sie in Sofia, Bulgarien. Wolfgang leitet die Arbeit von JMEM-Bulgarien.

Hat es dir gut getan, dieses Zeugnis von Chris und Wolfgang zu lesen? In dem Buch “Abenteuer Familie im Dienst” sind 25 weitere Lebensgeschichten aufgeschrieben. Sie können dich ermutigen und inspirieren.